Die Zukunft der Tauberbahn ist bedroht

Initiative wendet sich gegen Vorfestlegung

Zugausfälle, Verspätungen und Anschlussverluste beeinträchtigen den Zugverkehr auf der Tauberbahn zwischen Crailsheim und Aschaffenburg seit langem. Das hat die Westfrankenbahn (WFB) dazu veranlasst, ein neues „Fahrplankonzept 2.0“ zu entwickeln. Es sieht längere Fahrzeiten und Pufferzeiten vor mit dem Ziel, den Fahrplan stabiler zu machen. Betriebliche Interessen wie die Strafzahlungen für Zugausfälle, Verspätungen und nicht erreichte Anschlüsse zu vermeiden, dürften dabei ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

Die Netzfunktion der Tauberbahn erhalten

Das Ziel eines pünktlichen und zuverlässigen Zugverkehrs verfolgt auch die Initiative Pro Tauberbahn. Sie bedauert deshalb sehr, dass das Verkehrsministerium am Konzept der WFB festhalten will und das Gespräch im Dezember in Stuttgart doch nicht so offen und kooperativ war, wie zunächst vermutet. Nach Ansicht von Pro Tauberbahn hat das Konzept der WFB erhebliche Mängel. Es verlängert die Umstiegszeiten in Crailsheim in Richtung Stuttgart, Schwäbisch Hall, Heilbronn, Aalen, Ulm und Oberschwaben. In Lauda werden die Anschlüsse zum Regionalexpress nach Würzburg und zur neu eingerichteten Regionalbahn nach Osterburken nicht mehr erreicht. Die Madonnenlandbahn Miltenberg-Seckach wird in Miltenberg von Anschlüssen von und nach Wertheim abgehängt. Systematisch knapp verpasste Anschlüsse bedeuten zwangsläufig eine Wartezeit von bis zu einer (knappen) Stunde und zu einer entsprechenden Verlängerung der Gesamtreisezeit. Das macht Bahnfahren unattraktiv.

Es ist wichtig, neben der Zuverlässigkeit auch weiterführende Anschlüsse optimal zu bedienen. Und in diesem Punkt versagt das Konzept 2.0 von Land und Bahnbetreiber mit seinen verschobenen Zugkreuzungen nahezu komplett. Selbst kleine Verbesserungen am WFB-Konzept 2.0 - wie zusätzliche Züge zwischen Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim - nützen den Orten Igersheim, Markelsheim, Elpersheim, Weikersheim und weiter bis Crailsheim nichts und sind zudem unwirtschaftlich. Veränderte Ankunftszeiten an allen Haltepunkten zwingen außerdem dazu, Busverkehre und Schulzeiten zu verändern.

Unsere Alternative

Die ehrenamtlich tätige Initiative Pro Tauberbahn hat ein alternatives Fahrplankonzept erarbeitet, das einen stabileren Zugbetrieb auf der Tauberbahn ermöglicht, dabei aber die Anschlüsse erhält. Alle Haltepunkte an der Strecke werden einmal in der Stunde bedient. Die Initiative Pro Tauberbahn legt größten Wert auf Anschlusssicherheit bei Umstiegen, sowohl auf der Schiene als auch im weiterführenden Linienverkehr. Vorgesehen sind ausreichende Puffer sowohl bei den Zustiegen als auch im Fahrbetrieb, besonders in den kritischen Abschnitten Tauberbischofsheim-Lauda und Lauda-Markelsheim. Im Unterschied zum WFB-Konzept verschieben sich die Ankunftszeiten der Züge kaum, so dass der Busanbindungsverkehr nur in wenigen Fällen geringfügig angepasst werden muss. Ihr Fahrplan basiert auf der deutlich schwächeren Fahrdynamik der ab den 80er Jahren gebauten und bis Ende 2019 von der WFB gefahrenen Triebwagen. Er ist erst recht mit den aktuell eingesetzten Fahrzeugen fahrbar. Ausführlich beschrieben ist das Alternativkonzept auf der Webseite pro-tauberbahn.de.

Ergebnisoffene Prüfung

Bei einem Gespräch mit dem Verkehrsministerium (VM) und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) hat die Initiative ihr Alternativkonzept vorgestellt und diskutiert. Das VM und die NVBW haben zugesagt, es prüfen zu lassen. Unabhängig vom Ergebnis dieser Prüfung signalisierte das VM nun jedoch, das WFB-Konzept zu favorisieren. Deshalb fordert die Initiative, die zugesagte und noch nicht erfolgte Prüfung ihres Konzepts durch die DB abzuwarten. Wichtig ist auch die Fortsetzung des Dialogs, der jedoch ohne Vorfestlegungen erfolgen muss. Bisher haben die Planungen des VM und der WFB hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Jetzt ist nicht nur Transparenz erforderlich, sondern auch die Einbeziehung der demokratisch gewählten Gremien in den betroffenen Landkreisen und Kommunen.

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